Neben der "Lohnarbeit" schreiben
- Annette Kramer
- 31. Okt. 2024
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 1. Nov. 2024
Den meisten erwachsenen Menschen geht es wohl ähnlich: Sie verrichten eine Arbeit, die sie mehr oder weniger erfüllt, und die es ihnen vor allem erlaubt, am Ende des Monats die hereingeflatterten Rechnungen zu begleichen. Daneben haben sie aber einerseits noch andere Verpflichtungen und - das erhoffe ich mir für alle - andererseits Dinge oder Tätigkeiten, die eine tiefere Ebene ihres Daseins berühren. Was das genau für die einzelnen Menschen ist, kann ganz unterschiedlich sein. Die einen backen gerne, andere verbringen so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern oder Haustieren. Es gibt Leseratten, Puzzle-Masters, Sportskanonen, Wandervögel, Bastel-Freaks und vieles mehr! Man findet ZeichnerInnen, MalerInnen, StrickerInnen und Modelleisenbahn-BauerInnen...
Ich finde diese Tiefe, diesen Flow, wenn ich mir Zeit nehmen und tief in eine Geschichte eintauchen kann. Dann vergesse ich Ort und Zeit. Die literarischen Geschehnisse erscheinen quasi vor meinem inneren Auge, und ich als Autorin höre auf zu existieren. Diesen "Ort" habe ich erst vor ein paar Wochen (wieder)entdeckt, und nun möchte ich mich so oft wie möglich dort aufhalten. Leider hat jeder Tag "nur" 24 Stunden, und häufig reicht meine Energie für nicht viel mehr als für meine "Lohnarbeit", für meinen Brötchenjob. Natürlich kann ich froh sein, dass ich ein Mittelklassdasein führen kann, und dennoch denke ich während der langen Arbeitsstunden oft wehmütig an meinen "Ort" in der Fiktion und wünschte, ich wäre dort.